In neun von zehn Fällen kommt für
Lawinenverschüttete (LVS) jegliche fremde Hilfe (Bergrettung mit/ohne
Hubschrauber) zu spät – wirklichen Erfolg verspricht ausschließlich
die unmittelbare Kameradenrettung. Doch das Suchen und Bergen von
Lawinenopfern muss gelernt und vor allem geübt werden. Die
Naturfreunde Österreich haben daher gemeinsam mit Mammut in der
Eisenerzer Ramsau ein LVS-Suchfeld eingerichtet, auf dem man den
Umgang mit seiner LVS-Ausrüstung jederzeit und kostenlos trainieren
kann. Wo kurz zuvor noch weiße
Hänge zum Abfahren einluden, donnert plötzlich eine Lawine ins Tal.
Eine Flucht ist nicht mehr möglich – der/die SkifahrerIn oder
SnowboarderIn wird mitgerissen und unter den Schneemassen begraben.
Ist die Lawine einmal zum Stillstand gekommen, hängt das Überleben der
verschütteten Person davon ab, ob sie eine Atemhöhle hat und wie
schnell sie geborgen wird. Die Überlebenschancen sinken mit jeder
Minute! Statistiken zeigen, dass die Chance, mit dem Leben
davonzukommen, in den ersten 10-15 Minuten sehr groß ist und
anschließend rapide absinkt – vorausgesetzt die verschüttete Person
wurde nicht bereits vor dem Stillstand der Lawine tödlich verletzt.
Das Ziel einer jeden Rettungsaktion muss deshalb
sein, die verschüttete Person so rasch wie möglich zu orten und zu
bergen.
Überlebenschancen nur mit
Kameradenhilfe
Selbst im heutigen Hightech-Zeitalter kommt für
einen Lawinenverschütteten in neun von zehn Fällen jegliche fremde
Hilfe (Bergrettung mit/ohne Hubschrauber) zu spät – wirklichen Erfolg
verspricht ausschließlich die unmittelbare Kameradenrettung.
Alle Gruppenmitglieder müssen die erforderliche
Notfallausrüstung (Lawinenverschüttetensuchgerät, Lawinensonde und
Lawinenschaufel) mithaben und das am Körper fixierte LVS-Gerät
eingeschaltet haben; darüber hinaus müssen alle die notwendigen
Handgriffe und Suchstrategien beherrschen. Das heißt, der Umgang mit
dem LVS-Gerät, der Sonde und der Schaufel muss derart automatisiert
sein, dass trotz der enormen psychischen Belastung während einer
Verschüttetensuche keine Fehler passieren.
Nur die beste Ausrüstung verwenden!
Bei der Suche nach Verschütteten zählt jede
Minute - nur die beste Ausrüstung ist daher gerade gut genug.
Mit dem LVS-Gerät muss eine schnelle und präzise
Ortung des/der Verschütteten möglich sein. Man braucht ein digitales
3-Antennen-LVS-Gerät mit großer Reichweite und einem sehr robusten
Gehäuse; die Funktionen des Geräts sollten auf das Wesentliche
reduziert sein. Das LVS-Gerät sollte einfach zu bedienen sein – auch
mit Handschuhen, ein übersichtliches Display haben, über eine
Markierfunktion für Mehrfachverschüttungen verfügen und eine
Verschüttetenliste erstellen können.
Das beste LVS-Gerät nützt jedoch nichts, wenn
der geortete Verschüttete nicht effizient sondiert und freigeschaufelt
werden kann. Je größer die Verschüttungstiefe, desto wichtiger ist es,
dass mit einer stabilen Lawinensonde die Position des Verschütteten
exakt ermittelt wird.
Wenn man eine falsche Schaufel (z. B. eine
Leichtbauschaufel, die im Extremfall womöglich sogar bricht) hat, geht
beim Schaufeln unendlich viel Zeit verloren. Man braucht daher eine
kompakte Schaufel mit guter Hebelwirkung aus gehärtetem und eloxiertem
Aluminium; eine solche Schaufel kapituliert auch bei betonschwerem
Nassschnee nicht und ermöglicht effizientes Schaufeln. Effizientes
Schaufeln muss jedoch auch trainiert werden, sonst stößt man schnell
an seine Grenzen!
Neu: LVS-Suchfeld in der Eisenerzer
Ramsau
Damit eine Verschüttetensuche möglichst
routiniert abläuft, bieten die Naturfreunde Österreich gemeinsam mit
Mammut in der Eisenerzer Ramsau ein fix installiertes LVS-Suchfeld,
auf dem man jederzeit und kostenlos den Umgang mit seiner
LVS-Ausrüstung trainieren und unter realistischen Bedingungen für den
Ernstfall üben kann. Die Topanlage bietet mit computergesteuerten
Sendern die Möglichkeit, alle denkbaren Lawinenszenarien
durchzuspielen. Somit finden AnfängerInnen optimale Voraussetzungen,
um sich mit Suchtechniken und LVS-Geräten vertraut zu machen. Und
Skitourenprofis können ihre Suchstrategien verfeinern und optimieren.
Die Vorteile des LVS-Suchfelds:
- vollautomatische Suchstation
- kostenlos zugänglich
- bedienungsfreundlich
- verschiedene Unfallszenarien einstellbar
- Countdown-Zeitnehmung
- Ergebnisabfrage vor Ort
Das neue LVS-Suchfeld ist ein entscheidender
Beitrag für mehr Sicherheit in den winterlichen Bergen. Nützen auch
Sie dieses Übungsangebot!
Text von Mag. Peter Gebetsberger,
Sportmanagement der Naturfreunde Österreich, Österreichische Berg- und
Skiführerausbildung – Leiter des Lehrgangs Skitouren und Lawinen